Gemeinsam forschen in der Großregion: Ein Beispiel aus dem Forschungsbereich Magnetismus

Die Forschung auf dem Gebiet des Magnetismus hat einen großen Stellenwert in der Wissenschaftslandschaft der Großregion und es gibt bereits zahlreiche Kooperationen zwischen den verschiedenen Partneruniversitäten, durch welche eine gemeinsame Nutzung des Wissens und der Kompetenzen erreicht werden soll. Daher gehört der Magnetismus auch zu den Themen, die im UniGR-Leuchtturmbereich „Materialwissenschaft und Ressourceneffizienz“ behandelt werden.

Dementsprechend konnte das Team von Professor Mangin (Département Physique de la Matière et des Matériaux, Universität Lothringen), über eine Förderung durch den Regionalrat Lothringens, auf die finanzielle Unterstützung der UniGR zurückgreifen , um Georgy Kichin einzustellen, der als Postdoc am Institut Jean Lamour an der Manipulation der Magnetisierung durch Licht bei Dünnschichten (thin films) forscht. Bei seiner Tätigkeit arbeitet Georgy Kichin mit den Instituten und Labors der TU Kaiserslautern und der Universität des Saarlandes zusammen, wodurch die grenzüberschreitende Kooperation auf dem Gebiet des Magnetismus gestärkt wird.

Im nachstehenden Interview stellen Georgy Kichin und Stéphane Mangin ihren Forschungsbereich vor und sprechen über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die sowohl die grenzüberschreitende Dimension als auch die von der Universität der Großregion gebotenen Rahmenbedingungen eröffnen. Darüber hinaus geben sie einen Ausblick auf künftige Projekte, die dem Bereich Magnetismus in der Großregion weitere Impulse verleihen werden.

 

UniGR: Können Sie sich bitte kurz vorstellen?
GEORGY KICHIN:
Ich heiße Georgy Kichin und bin Postdoc im Bereich Physik. Bevor ich hier mit meiner Forschung begonnen habe, habe ich in Russland am Moscow Institute of Physics and Technology meinen Bachelor und Master erlangt. Promoviert habe ich in Deutschland an der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) in Aachen. Die meiste Zeit habe ich allerdings im größten deutschen Forschungszentrum in Jülich, das sich zwischen Aachen und Köln befindet, verbracht. Meine nächste Station war in den Niederlanden, wo ich begonnen habe auf dem Gebiet des Magnetismus zu arbeiten – ein Bereich, dem ich anschließend treu geblieben bin.

UniGR: Warum haben Sie sich gerade für die Universität Lothringen entschieden?
KICHIN
: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung für das Institut Jean Lamour (Universität Lothringen) zu arbeiten, da ich auf diese Weise auch dem Netzwerk der Universität der Großregion angehöre. Mein Einstieg in die Forschung auf dem Gebiet des Magnetismus erfolgte in den Niederlanden im Rahmen einer anderen Arbeitsgruppe, die sich aber letztlich dazu entschieden hat, ihren Forschungsbereich zu wechseln. Mich hat der Magnetismus als Forschungsgebiet weiterhin interessiert, genauer gesagt die Manipulation der Magnetisierung in Verbindung mit der Optik. Daher habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, diese Forschung an einem anderen Ort weiterzuverfolgen. Schon bald darauf begegnete ich auf einer Konferenz Stéphane Mangin, der mir die Möglichkeit anbot, ans Institut Jean Lamour der Universität Lothringen zu kommen.
MANGIN: Wir arbeiten auf diesem Gebiet zum einen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU Kaiserslautern zusammen, weil sie dort eine echte Fachkompetenz in diesem Bereich entwickelt haben, und zum anderen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes, da dort ein Spezialmikroskop zur Verfügung steht, mit dem man winzige Dinge beobachten kann.

UniGR: Ihr Vertrag als Post-doc wird von der Universität der Großregion unterstützt. Wie bewerten Sie diesen Zusammenschluss von Universitäten?
KICHIN:
Ich führe viele Versuche durch und verbringe daher praktisch meine ganze Zeit im Labor, um anschließend die Versuchsergebnisse auszuwerten. Hin und wieder ist jedoch ein Austausch über bestimmte Versuche notwendig. In Deutschland habe ich zum Beispiel Kontakt zu Philipp Piro, meinem Vorgänger, der jetzt an der TU Kaiserslautern im Team von Prof. Hillebrands arbeitet. Von Zeit zu Zeit veranstalten wir Workshops und Konferenzen, bei denen wir alle zusammenkommen. Dabei ist die geografische Nähe ein echter Vorteil. Die grenzüberschreitende Dimension und die Begleitung durch die UniGR sind also wirklich eine gute Sache.

UniGR: Welche Erfahrungen haben Sie während Ihres Forschungsaufenthalts in Deutschland (Saarbrücken & Kaiserslautern) gesammelt?
KICHIN:
Die Arbeitsgruppe, zu der ich gehörte, war international zusammengesetzt, sodass wir die meiste Zeit Englisch gesprochen haben. Die Sprache war also kein Hindernis, zumal ich auch ganz gut Deutsch spreche. Unterschiede gibt es jedoch bei der jeweiligen Arbeitskultur und es ist eine Bereicherung zu verstehen, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem beruflichen Umfeld handeln und wie sie sich im Allgemeinen verhalten. So legen die Deutschen beispielsweise viel Wert auf Ordnung. Dies ist der größte Unterschied, den ich feststellen konnte. Von daher würde ich es Doktoranden und Postdocs sehr empfehlen, internationale Erfahrungen zu sammeln.

UniGR: Hatten Sie schon Kontakt zu den Universitäten Lüttich und Luxemburg?
MANGIN:
 Solche Kontakte sind im Gespräch, doch Georgy ist zunächst einmal hier, um im Wesentlichen in Nancy und mit unseren deutschen Partnern zu arbeiten. Danach wird er für seine Versuche weitere Simulationen in Lüttich und Luxemburg durchführen können. Ich habe Kontakt zu den entsprechenden Personen und wir hoffen, dass Georgy im kommenden Jahr beginnen kann, mit diesen zusammenzuarbeiten. Die Diskussionen und Kooperationen mit den Forschungsgruppen der Universitäten in der Großregion rund um das Thema Magnetismus sind immer sehr engagiert. Ein Beleg hierfür ist zum Beispiel die Organisation der eintägigen Veranstaltung zum Thema Nanomaterialien am 2. Oktober 2017 an der Fakultät für Wissenschaften und Technologien in Nancy, an der viele Forscherinnen und Forscher der Universitäten in der Großregion teilgenommen haben.

Das Interview führten Johannes Caliskan (UniGR-Referent) und Romuald Gornet (Praktikant der Abteilung für internationale und europäische Beziehungen (DRIE) der Universität Lothringen / UniGR).