Frankreich

Die Universität innerhalb des Hochschulwesens in Frankreich

Als öffentliche Einrichtungen gehören Hochschullehre und Forschung zu den Aufgaben der Universitäten. Sie sind interdisziplinär ausgerichtet und vermitteln Wissen in ganz unterschiedlichen Studiengängen, die sowohl allgemein als auch berufsbildend orientiert sein können und nach zwei bis acht Studienjahren im Anschluss an das Abitur (baccalauréat) zu folgenden Abschlüssen führen: DUT (Diplôme universitaire de technologie, erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss), Licence (Bachelor), Licence Professionnelle (berufsqualifizierender Bachelor-Abschluss), Master, Doctorat (Doktor).

Diese Abschlüsse werden erworben an:

  • den UFR (Unités de formation et de recherche, Fachbereiche), die im Allgemeinen mehr oder weniger viele Studienfächer umfassen: hier die Abschlüsse Licence, Licence Professionnelle, Master und Doctorat,
  • den IUT (Instituts universitaires de technologie, Fachinstitute): DUT, Licence Professionnelle.

Neben diesen Abschlüssen bietet die Universität außerdem Folgendes:

  • Ingenieurdiplome (diplômes d’ingénieurs) (fünf Studienjahre) in sogenannten „écoles internes“ (zur Universität gehörende Schulen);
  • Ausbildungen im Gesundheitsbereich: Studium in den Fächern Medizin, Pharmazie, Zahnmedizin usw.;
  • Vorbereitungsklassen für bestimmte Auswahlverfahren (concours) und Prüfungen (Lehramt, Staatsdienst, Ingenieurhochschulen [écoles d’ingénieurs] usw.);
  • die Erstausbildung und Fortbildung der Lehrer der Primar- und Sekundarstufe in den IUFM (Instituts universitaires de formation des maîtres, Ausbildungsstätte für Lehrberufe) und den UFR;
  • das DAEU (Diplôme d'accès aux études universitaires, Hochschulzulassung) und die capacité en droit (Zulassung zum Jurastudium);
  • die DU (diplômes universitaires, Universitätsdiplome) oder DIU (Diplômes inter-universitaires, interuniversitäre Diplome).

Letztlich fördern die Universitäten auch das „lebenslange Lernen“ und ermöglichen Erwerbstätigen, Angestellten oder Arbeitssuchenden die Fortführung ihres Studiums in Form von „Weiter- bzw. Fortbildungen“.

Abschlüsse und Aufbau der Universitätsstudiengänge

Das LMD-System:

Mit Ausnahme der Abschlüsse im Gesundheitsbereich sind die Abschlüsse der französischen Universitäten im gemeinsamen, europäischen Rahmen der Hochschulbildung zu sehen, dem LMD-System (licence-master-doctorat):

  • es wurde den europäischen Studienabschlüssen angeglichen: Licence nach drei (bac + 3), Master nach fünf (bac + 5) und Doctorat nach acht Studienjahren (bac + 8)
  • sie definieren sich über einen gemeinsamen Wert, den ECTS-Standard (European Credit Transfer System): die Licence ist 180 ECTS „wert“, der Master 120 ECTS. Diese Leistungspunkte sind bei einem Wechsel von einer Hochschule zur anderen, auch grenzüberschreitend (innerhalb Europas), anrechenbar.

DUT und Licence Professionnelle sind ebenfalls in das LMD-System integriert. Das DUT wird mit 120 ECTS bewertet, die Licence Professionnelle mit 60 ECTS.

Das Hochschulstudium ist in Semester und Unterrichtseinheiten (UE, unités d’enseignement) unterteilt. In jedem Semester erwerben die Studierenden 30 ECTS.

Zwischen den verschiedenen Abschlüssen gibt es vielfältige Querverbindungen.

Das LMD-System soll die Mobilität der Studierenden in Frankreich und den Ländern des europäischen Hochschulraums fördern und erleichtern sowie die jeweiligen Studienabschlüsse vergleichbar machen.

Die Abschlüsse im LMD-System:

Das DUT (Diplôme universitaire de technologie) – zwei Jahre / 120 ECTS. Dieser Abschluss wird von den IUT (Instituts universitaires de technologie) angeboten und ermöglicht den Erwerb von Kompetenzen im Hinblick auf eine schnelle Eingliederung in das Berufsleben. Eine Fortsetzung des Studiums ist allerdings durchaus möglich, insbesondere in Richtung einer Licence Professionnelle.

  • Die Licence – drei Jahre / 180 ECTS: Auf verschiedene Lehrfächer angepasst, vermittelt sie eine breite Grundbildung in einem Fachbereich oder einer Fachrichtung. Sie kann innerhalb von zwei Jahren zu einem Master-Studium hinführen. Allerdings können sich Studierende nach dem 2. Jahr („L2“) für eine Licence Professionnelle entscheiden.
  • Die Licence Professionnelle – Ein Jahr / 60 ECTS: Da die Licence Professionnelle in Zusammenarbeit mit Berufszweigen und Unternehmen entwickelt wurde, fördert sie die Eingliederung in Branchen, die spezialisierte Kenntnisse erfordern.
  • Der Master – zwei Jahre / 120 ECTS: Er kann je nach Art der gewählten UE und des absolvierten Praktikums (im Unternehmen oder im Forschungslabor) „berufsorientiert“ oder „forschungsorientiert“ ausgerichtet sein.

Der „berufsorientierte“ Master mündet in einem Abschluss, der den Weg in die Berufswelt ebnet.

Der „forschungsorientierte“ Master, Voraussetzung für die Graduiertenkollegs (écoles doctorales) und Forschungslabors, bereitet hingegen auf die Promotion vor.

Das Doctorat – Dauer: drei Jahre

Es beginnt nach einem Master und stellt eine Ausbildung durch und für die Forschung sowie eine Berufsbildung zur Innovation dar.

Die Ingenieurhochschulen (écoles d’ingénieurs):

Als spezialisierte oder allgemein ausgerichtete Einrichtungen können sie sich in privater oder öffentlicher Hand befinden. Sie unterstehen dem französischen Bildungsministerium (Ministère de l’éducation nationale) oder anderen Ministerien (Industrie, Verteidigung, Gesundheit usw.). Die entsprechende Zulassung erfolgt sehr selektiv. Man erhält sie zumeist nach Absolvierung eines Auswahlverfahrens (concours) im Anschluss an eine zweijährige Vorbereitung (classes préparatoires) nach dem Abitur (im Lycée oder in der Hochschule selbst). Sie sind je nach Zulassungsverfahren (concours, Aufnahmeprüfung, Bewerbung und Bewerbungsgespräch) auch für Studierende mit einem abgeschlossen Hochschulstudium (bac + 2, + 3, + 4) zugänglich. In einigen Ingenieurhochschulen sind die Auswahlverfahren (concours) direkt nach dem Abitur zu absolvieren. Der Abschluss (einschließlich classes préparatoires) erfolgt im Allgemeinen nach fünf Studienjahren (bac + 5).

Das Universitätsstudium im Gesundheitsbereich:

Das betrifft die Fächer Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Es handelt sich um Langzeitstudiengänge (bac + 6 bis 8 für Kieferchirurgen, bac + 6 bis 9 für Pharmazeuten, bac + 9 bis 11 für Mediziner), die mit einem diplôme d’Etat (DE, Staatsdiplom) abgeschlossen werden, das für die Berufsausübung zwingend erforderlich ist.

In diesen drei Studiengängen sowie im Studiengang Hebamme (der anschließend in der Hebammenhochschule [école de sages-femmes] fortgeführt führt und zum Teil auch in anderen Studiengängen, wie Kinesiotherapie und Ergotherapie (so in Nancy), beginnt das Studium mit dem gemeinsamen PAES (Première année des études de santé, erstes Studienjahr im Gesundheitsbereich). Es ist in zwei Semester und in Unterrichtseinheiten UE (unités d’enseignement) unterteilt, die mit einer bestimmten Anzahl von ECTS bewertet werden.

Nach dem ersten Semester in diesem gemeinsamen Studienprogramm finden Prüfungen statt: Die Studierenden können sich dann umorientieren und eine andere Ausbildung an der Universität aufnehmen. Im zweiten Semester sind bestimmte Lehrfächer für alle Auswahlverfahren (concours) gleich, andere sind ganz spezifisch ausgerichtet. Zum Ende des Semesters nehmen die Studierenden an einem oder mehreren der jeweiligen concours teil. Dabei ist jeder concours einem bestimmten Studiengang zugeordnet. Die Anzahl der Studierenden, die zu den jeweiligen Studiengängen zugelassen werden, ist fest vorgeschrieben und hängt vom Numerus Clausus ab.

Das erste Jahr darf nur einmal wiederholt werden.

Weitere Abschlüsse:

Die capacité en droit und das DAEU (diplôme d’accès aux études universitaires) ermöglichen den Zugang zum Hochschulstudium auch ohne Abitur:

  • Die capacité en droit ermöglicht jedem, der kein Abitur hat, sich an der Universität für ein Jurastudium einzuschreiben. Die Ausbildung dauert zwei Jahre.
  • Das DAEU ermöglicht jedem, der kein Abitur hat, den Zugang zum Hochschulstudium. Sind bestimmte Zulassungsvoraussetzungen für das DAEU erfüllt, dauert die Vorbereitung mindestens ein Jahr und kann sich über höchstens vier Jahre erstrecken. Es stehen zwei Optionen zur Verfügung: A mit geisteswissenschaftlicher Ausrichtung und B mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung.

Die Universitätsdiplome DU (diplômes d’université): Neben den nationalen Abschlusszeugnissen, die vom Ministerium ausgestellt werden, wie etwa Licence, Licence Professionnelle und Master, können die Universitäten „lokale“ Diplome bereitstellen. Dabei handelt es sich um die Universitätsdiplome DU (diplômes d’université).

Die Bewertungsskala

Der Bewertungsmaßstab sieht wie folgt aus:

10 ≤ Note <12

Ausreichend

12 ≤ Note <14

Befriedigend

14 ≤ Note <16

Gut

16 ≤ Note

Sehr gut

Zugang zum Universitätsstudium

Voraussetzung für den Zugang zum ersten Studienjahr an der Universität ist das Abitur oder ein äquivalenter Abschluss, z.B. das DAEU oder die capacité.