Gemeinsam forschen in der Großregion: Interview mit Philippe André, wissenschaftlicher Leiter des Projekts PtH4GR²ID

Das Projekt PtH4GR²ID arbeitet an einer Neuorganisation des Strommarktes in der Großregion. Die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist im Zusammenhang mit der Energiewende im Wachstum begriffen. Da das Aufkommen von Strom aus erneuerbaren Quellen schlechter vorauszuplanen ist als das von Strom konventioneller Erzeugung (fossile Energieträger und Atomkraft), gewinnt die Frage des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage zunehmend an Bedeutung.

Dieses Projekt wird von der Universität Lüttich in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Kaiserslautern, der Universität Lothringen, der Universität Luxemburg und dem IZES getragen. Es wird von der Europäischen Union sowie von der Wallonischen Region mitfinanziert und läuft bis September 2019.

Einige Fragen an Philippe André, Präsident des Département des Sciences et Gestion de l’Environnement an der Universität Lüttich und Projektleiter von „PtH4GR²ID“:

UniGR: Erklären Sie uns in wenigen Worten Ihr Projekt.

Philippe André: Das Projekt begann mit einer Feststellung: Die erneuerbare Stromerzeugung ist im ständigen Wachstum, allerdings mit einer ungleichen Situation zwischen den deutschen Bundesländern, dem Saarland und Rheinland-Pfalz, wo der Zustand des Stromüberschusses immer öfter auftritt und den anderen Regionen, wo das Wachstum langsamer vonstattengeht. Strom kann nämlich nur schwer gespeichert werden. Folglich muss immer versucht werden, dass der Verbrauch die Produktion ausgleicht. Das Projekt PtH4GR²ID entwickelt eine Lösung zur Nachfragesteuerung basierend auf dem Einsatz von Wärmepumpen.  Diese wandeln Strom nämlich in Wärme um und ermöglichen so eine effizientere Energiespeicherung. Energie kann nämlich in Gebäuden, in speziellen Tanks oder im Boden, in Form von Wärme gespeichert werden. Dieses neue Energiemanagement beinhaltet den Einsatz innovativer Regulierungsalgorithmen, die im Projekt entwickelt, getestet und evaluiert werden.

UniGR: Welchen Mehrwert hat ein grenzüberschreitendes Konsortium bei dieser Art von Projekt?

Philippe André: Das Konsortium bringt verschiedene Fähigkeiten zusammen, die für eine erfolgreiche Entwicklung der Forschung und deren Umsetzung notwendig sind. Das Projekt ist nämlich sehr interdisziplinär und erfordert das Eingreifen von Spezialisten für elektrische Energie, Gebäudebau, den Markt für erneuerbare Energien und die Immobilienwelt. Es bringt auch verschiedene Akteure des Strom- und Wärmepumpenmarktes, Netzwerkbetreiber und Gerätehersteller über die regionalen Behörden, die für diese Fähigkeiten zuständig sind, als methodologische Partner zusammen.

UniGR: Die UniGR ist ebenfalls methodologischer Partner Ihres Projektes. Was sind die Vorteile dieser Beteiligung?

Philippe André: Diese Beteiligung ermöglicht es uns, wichtige Unterstützung für den Kommunikationsteil unseres Projekts zu erhalten. Die Kommunikationskanäle der UniGR können nämlich zur optimalen Verbreitung des Projektfortschritts verwendet werden, was unser Projekt sichtbar macht.

UniGR: Wenn Sie einen Ratschlag für zukünftige Leiter grenzüberschreitendender Projekte hätten, welcher wäre es?

Philippe André: Es stimmt, dass die Teilnahme an Interreg-Projekten eine ziemlich umfangreiche administrative Komponente beinhaltet. Diese Einschränkungen dürfen den unleugbaren Mehrwert, der sich aus dieser Beteiligung ergibt, und die unbestreitbaren Auswirkungen auf die Forschungstätigkeit aber auch auf die Bildung von Hochschuleinrichtungen in der Großregion nicht verdecken.

Weitere Informationen zum Projekt: Philippe André, Universität Lüttich, p.andre@uliege.be

Das Projekt wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Programms Interreg VA Großregion mitfinanziert.