Gemeinsam forschen in der Großregion: Interview mit Dominique Toye, wissenschaftliche Leiterin des Projekts Improve-Stem

Das Projekt Improve-Stem verfolgt das Ziel, neuartige Methoden zu entwickeln, um große Mengen mesenchymaler Stammzellen zu gewinnen, die für die klinische Zelltherapie benötigt werden. Koordiniert wird das Projekt von der Universität Lüttich, Partner sind die Universität Lothringen, die TU Kaiserslautern, das Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM), das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) und das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Es wird von der EU sowie der Region Wallonien kofinanziert und läuft bis 2020.

Einige Fragen an Dominique Toye, leitende Professorin des Fachbereichs Chemical engineering der Universität Lüttich und Leiterin des Projekts Improve-Stem:

UniGR: Erläutern Sie uns bitte in wenigen Sätzen Ihr Projekt.

Dominique Toye: Ausgangspunkt des Projekts war folgende Feststellung: Die Stammzellen sind in medizinischer Hinsicht ein unbestreitbarer Fortschritt. Aber die aktuellen Methoden der Zellkultur (T-Flask-Zellkulturflaschen) erlauben es nicht, Stammzellen in ausreichender Menge für klinische Studien oder für die therapeutische Anwendung zu gewinnen. In naher Zukunft werden die Höherskalierung und die Automatisierung der Kultivierungsverfahren erforderlich sein, um die Reproduzierbarkeit und die Qualität der Stammzellengewinnung zu garantieren. Bis dato basiert die vielversprechendste Technik auf der Verwendung von innovativen Mikrokugeln, deren Oberflächeneigenschaften speziell an mesenchymale Stammzellen angepasst werden. Auf der Oberfläche dieser Mikrokugeln vermehren sich anschließend im Bioreaktor die Stammzellen. Diese Technik, die bereits für die tierische Zellkultur (zur Produktion von Impfstoffen) angewandt wird, bereitet jedoch im speziellen Fall der Stammzellen Probleme, da diese nach der Zellteilung geerntet werden müssen, ohne dass es zu Veränderungen kommt.

UniGR: Welchen Mehrwert hat in einem solchen Projekt ein grenzüberschreitendes Konsortium?

Dominique Toye: Das Konsortium erlaubt es, eine Exzellenzplattform im Bereich der mesenchymalen Stammzellenkultur aufzubauen, indem Forschungsteams der Großregion zusammengebracht werden, die jeweils Spitzenkompetenzen in ihrem Spezialgebiet mitbringen, wie in der Materialwissenschaft, der Bioverfahrenstechnik und der Zellbiologie.

UniGR: Ihr Projekt hat das UniGR-Label erhalten, was sind die Vorteile?

Dominique Toye: Dieses Label bedeutet eine Anerkennung der Bedeutung des Konsortiums und seiner Qualität. Darüber hinaus verschafft es unserem Projekt Sichtbarkeit und ermöglicht es, von den Kommunikationsstrukturen und –netzwerken der Universität der Großregion zu profitieren, um das Projekt bei Wissenschaftler_innen, Studierenden und der Bevölkerung der Großregion bekannt zu machen.

UniGR: Haben Sie etwas, das Sie zukünftigen Trägern von grenzüberschreitenden Projekten mit auf den Weg geben möchten?

Dominique Toye: Mit Videokonferenzen und Mailkontakt kann man keinen echten Teamgeist schaffen. Auch wenn die Distanzen manchmal weit scheinen: Nichts funktioniert so gut wie Treffen vor Ort und der direkte persönliche Austausch zwischen den Beteiligten, um ein Konsortium zu festigen und sicherzustellen, dass alle Partner voranschreiten – und das auch in dieselbe Richtung.

Das Projekt wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms Interreg VA Großregion gefördert.

Mehr Informationen zum Projekt: Prof. Dominique Toye, Universität Lüttich, dominique.toye@ulg.ac.be

Legende: D. Toye, Professorin der Universität Lüttich und wissenschaftliche Leiterin des Interreg-VA-GR-Projekts Improve-Stem.